Förderung der sensorischen
Integration
Hintergrund
Als „sensorische Integration“ bezeichnet man den Vorgang, bei dem Reize über verschiedene Sinneskanäle aufgenommen, über Nervenbahnen zum Gehirn weitergeleitet und dort verarbeitet werden. Diese Fähigkeit ist genetisch angelegt. Sie beginnt bereits in den ersten Schwangerschaftswochen und begleitet uns ein Leben lang. Dieser unbewusste Vorgang lässt das zunächst noch nicht vernetzte Nervensystem ausreifen und seine volle Funktionsfähigkeit entfalten.
Sensorische Integration umfasst u.a. die Aufnahme von Lauten und Geräuschen (auditive Wahrnehmung), die Aufnahme von Bildern und Zeichen (visuelle Wahrnehmung), aber auch die Aufnahme von Berührungsqualitäten wie leicht und fest, weich und hart (taktile Wahrnehmung), das Spüren von Zug und Druck auf Gelenke und Muskeln (propriozeptive Wahrnehmung), das Spüren der Bewegung, z.B. beim Schaukeln (vestibuläre Wahrnehmung) und das Spüren eines knurrenden Magens (viszerale Wahrnehmung). Jene Aufnahmen aus der Umwelt und dem eigenen Körper werden im Gehirn registriert und verglichen, verknüpft und interpretiert. Diese Verarbeitung ist für die Umwelt unsichtbar – sichtbar sind allerdings die „Antworten“ auf die verarbeiteten Reize, die sich im Verhalten zeigen.
Eine gelingende sensorische Integration zeigt sich in einer altersgerechten Entwicklung. Sie sorgt für emotionale Zufriedenheit einer Person, lässt die Fähigkeit, sich selbst zu regulieren entstehen und ist somit u.a. Grundlage für die Bildung sozialer Kompetenzen sowie vorschulischer und schulischer Fähigkeiten.
Mitunter werden die über verschiedene Sinneskanäle eingehenden Reize bei der Übertragung von Nervenzelle zu Nervenzelle zu stark gehemmt, sodass bestimmte Empfindungen zu schwach wahrgenommen werden. Oder aber sie werden zu wenig gefiltert oder zu intensiv wahrgenommen. Das Kind reagiert überempfindlich. Funktioniert das Hemmen oder Bahnen der eingehenden Reize nicht optimal, sprechen wir von einer Modulationsstörung. Diese zeigt sich im Verhalten des Kindes und kann Auswirkungen auf alle wesentlichen Entwicklungsbereiche haben. So können z.B. motorische oder soziale Kompetenzen, die Aufmerksamkeitsleistung und die Lernfähigkeit ungünstig beeinflusst sein.
Förderung
Um unseren Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen eine weitere Ausreifung des Nervensystems zu ermöglichen, werden ihnen in der Praxis Apfelbaum Sinneserfahrungen angeboten, in denen sie selbst aktiv werden und die Intensität selbst bestimmen können. Unsere sensorische Integrationsförderung bietet dem Kind bestimmte Reize in einer bewusst gestalteten Umwelt an. Bei der Förderung geht es nicht darum, die Dinge zu üben, welche konkret schwerfallen (z.B. bei Problemen mit der Schreibmotorik permanentes Schreiben), sondern an den Vorstufen hierfür zu arbeiten. In Handlungsideen oder Geschichten eingebettet, erfolgt so eine Sensibilisierung für bestimmte Reize oder eine Gewöhnung an bestimmte Reize. Die Förderung verbessert die Organisation des Gehirns, mit dem Ziel, dass sich das Kind besser in seiner Umwelt zurechtfinden kann.
Durch gezielte Sinneserfahrungen können auf diesem Weg exemplarisch folgende Entwicklungsschritte vervollständigt werden:
- Die Aufnahme von umweltbedingten Informationen, deren adäquater Verarbeitung im zentralen Nervensystem und die Umsetzung in eine planvolle Handlungskompetenz.
- Manuelle, feinmotorische, koordinative und sensomotorische Meilensteine.
- Die Entwicklung des Greifens, der Lateralität und der graphomotorischen Fähigkeiten.
- Die kindliche Spielentwicklung.
Diese Kompetenzen verhelfen den Betroffenen
- sich selbst mit dem Erlernten zu vertrauen
- und selbstständig ihren Alltag zu bewältigen.
Gemeinsam mit Bezugspersonen als Vertraute spüren wir die individuellen Möglichkeiten der Förderung der sensorischen Integration in alltäglichen Situationen auf und fördern bedarfsgerecht sowie gezielt nach umfangreicher Anamnese.